Sophie Tieck wird in der Literatur als herrschsüchtig, heftig, aggressiv bezeichnet. „So wütent leidet kein Mann“, hatte sie einmal an den Bruder geschrieben. Nur ihr rebellischer Geist gab ihr trotz fast dauernder Kränklichkeit die Kraft, gegen Konvention und aufoktroyierte Rolle anzukämpfen und ein umfangreiches literarisches Werk zu schaffen. Sie fühlte sich als Schriftstellerin, war aber bei der Veröffentlichung meist auf die Hilfe von Ludwig Tieck oder A.W. Schlegel angewiesen. Die Geschlechterdebatte und die damit verbundene weibliche Bestimmung wies die Frauen auf die Grenzen ihrer Wahl des Genres hin, d.h. auf Kleinformen wie den Brief, Lyrik und Erzählungen. Sophie Tieck ließ sich nicht festlegen. Bis zu ihrer Flucht nach Italien hatte sie schon Märchen, dramatische Phantasien, Sonette, Balladen, Gedichte geschrieben, die in damals aktuellen Literaturzeitschriften und beliebten Taschenbüchern veröffentlicht wurden. In diesen Beiträgen lässt sich eine Entwicklung von aufklärerischen zu romantischen Positionen feststellen.
In ihrem ersten Roman „Julie Saint Albain“, der 1801 anonym erschien, machte sie die Geschlechterdebatte zum Thema und klinkte sich in die empfindsame Tradition des Briefromans ein, während sie in dem in der Zeitschrift “Athenäum“ im Jahre 1800 (Dritter Band, zweites Stück) veröffentlichten Essay "Lebensansicht" eine philosophische Betrachtung über das Leben anstellte. Dagegen entwarf sie 1804 in Dramatischen Fantasien idyllische Zustände, die als Gegenwelt zur Wirklichkeit zu lesen sind und im Reich der Phantastik die Erfüllung sehnsuchtsvoller Liebeswünsche suchen.
Nach ihrer Rückkunft aus Rom spiegelt die literarische Produktion dann ständige Abbrüche. Die von ihr bereits in Rom in Angriff genommene Übertragung und um romantische Positionen erweiterte Bearbeitung des mittelhochdeutschen Versepos „Flore und Blanscheflur“ von Konrad Fleck (ca. 1220 entstanden) zog sich über Jahre hin und konnte erst 1822 von A.W. Schlegel herausgegeben werden.
In den Jahren in Estland schließlich war sie von der Realität so absorbiert, dass der dort entstandene Roman „Evremont“ erst nach ihrem Lebensende erscheinen konnte. In diesem Roman wendet sie sich von jeder Traum- und Märchenwelt ab. Kausale Faktoren bilden die Basis des Romangeschehens. Behandelt wird der historische Ausschnitt der Napoleonischen Kriege, in den Zeitströmungen der Gegenwart eingehen. Sogar einige „von den originellen Gestalten, welche die Nachbarschaft Arrokülls aufzuweisen hatte“, finden lt. Felix Theodor Bernhardi Eingang in den Roman. Das dreibändige Werk wurde 1836 unter dem Namen des Bruders, Ludwig Tieck, herausgegeben.